MIDDLE EARTH: SHADOW OF MORDOR
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Middle Earth: Shadow Of Mordor gold_medium

vor 9 Jahren von DN, Aktualisiert: vor 9 Jahren

Lange mussten wir auf eine richtig gutes Spiel aus dem Herr der Ringe-Universum warten. Monolith hat zwei Dinge geschafft, welche bisher noch niemandem gelungen sind: Ein interaktives, stimmiges Openworld-Erlebnis in den Landen von Mordor zu bauen, und zweitens (und viel wichtiger) ein Spielgefühl zu erschaffen, in welchem man sich als Spieler wie ein kleines Zahnrad in einem gigantischen, rostigen, polternden, knarzenden Ork-Schmiedewerk fühlt. Kurzum: Shadow Of Mordor ist ein einzigartiger, mutiger und durchaus gelungener Einblick in die dunkelsten Schattenseiten von Mittelerde.


Der Uruk-Horror

Es ist der Durst nach Rache, der einen antreibt. Der Hass. Oder beides. Zumindest wenn man Talion heisst, und wenn vor Kurzem Frau und Sohn von üblen Schergen Saurons regelrecht abgeschlachtet worden sind. Auch er findet den Tod, denn auch der erfahrene Hüter des Black Gate wird von den Orkklingen massakriert. Just im Moment des Hinübergleitens in die ewigen Jagdgründe trifft der Hauptdarsteller der vorliegenden düsteren Saga auf einen alten Elbenkönig und wird in die Mittelwelt zwischen Leben und Tod zurückgeholt. Fortan heisst dies für Talion sowohl die in Vergessenheit geratene Geschichte des mysteriösen Verbündeten aka. Fluches zu erkunden, als auch dem eigenen Pfad der Vergeltung zu folgen.

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Der Hauptcharakter bleibt leider im Verlauf der Story etwas blass, Talion ist nicht die grösste Stärke des ansonsten sehr stimmigen Geschichte. Die Hauptmotivation für den Rachefeldzug mit Begleitung des Elbengeistes hat da schon eher Fleisch am Knochen. Die sich überlagernden Handlungsstränge vereint in einer Person inklusive (geistlichem ähem geistigem oder so) Begleiter vermögen immer wieder zu begeistern.

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Die Story ist gut gelungen und bettet sich nahtlos zwischen The Hobbit und Herr Der Ringe ein. Die vielen Elemente aus der Welt von Lord Of The Rings (inklusive ein paar ganz bekannten Figuren, welche ihre Aufwartung machen, my preciouzzssss) werden hier absolut stimmig serviert und lecker abgeschmeckt.

Totgeglaubte leben länger

Die grösste Innovation und gleichzeitig auch der beste Grund, um sich dieses Spiel zu kaufen, ist das sogenannte Nemesis-System. Die revolutionäre Architektur der Gegner- und Spielwelt bietet ein Erlebnis, welches ich so noch nie auch nur annähernd gesehen habe. Es fühlt sich wahrlich und richtigerweise so an, als wäre Talion ein Fremdkörper in der feindlichen Welt, als kümmere sich kein Schwein aka. Ork um seine Existenz.

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Die Arbeit eines Rangers of Gondor ist Sisiphus-Arbeit vom Schlimmsten, die Uruks verschwinden nie. Es gilt, eine Horde von rund 25 Ork-Anführern zu erledigen, dazu fünf Kriegsherren und natürlich die höchste Brut mit den schlimmsten Schlägern als Leibwache. Aber so einfach wie das klingt, die Art Spiel, welche man aus Dutzenden von anderen Openworld- oder Stealth-Games kennt, ist das nicht. Haut man einen Stinkfinken um, dauert es keine Stunde, und ein neuer Widersacher nimmt dessen Stelle ein. Und wehe Talion stirbt (was nicht wirklich geschieht, er wird nur quasi zurückgesetzt), dann wirds so richtig frustrierend. Der Ork, der einem den letzten entscheidenden Streich verpasst hat, steigt in der Hierarchie auf und gewinnt an Stärke. Ein Tod ist für Talion also eine doppelte und dreifache Strafe.

Das dynamische Weltensystem ist absolut neuartig. Die Schwierigkeit, bestimmte Orks für immer niederzuringen, grenzt an Verzweiflungsstiftung. Die Welt nicht bis ins Details durchschaubar, aber genau das gehört zum Groove des Spiels und sorgt für ein brillantes Spielerlebnis. Die durch und durch von Bösem triefende Welt von Mordor zeigt sich hier in ihrer ganzen Brutalität und Verachtung.

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Die K.I. der Uruks ist glaubwürdig umgesetzt. Sie sind doof genug, damit Talion auch mal abhauen oder sich verstecken kann, und zwar im Gegensatz zu (ja, Assassin's Creed, ich schaue dich an) anderen Spielen, auch mit Erfolg. Das Tolle daran: Sucht man in einem aussichtslosen Kampf das Weite, wird einen der verantwortliche Ork-Anführer beim nächsten Aufeinandertreffen ganz bestimmt verspotten. So lass ich mir die Zukunft der digitalen Unterhaltung gefallen. Grosses Kino!

Die Vielfalt in Ork-Namen und Bösewichten, zu denen auch gröbere Kaliber als die im Vergleich dazu schon fast niedlichen Uruks gehören, zeigt sich auch bei den Upgrades für Waffen und Fertigkeiten. Vom anfänglich schmächtig wirkenden Menschenkriegerlein Talion hin zum massenmordenden Orkschlächter mit demselben Namen liegen in Sachen Eleganz und tödlicher Kampfeffizienz innerhalb der ersten 10 Spielstunden ganze Welten. Wird man zu Beginn noch von jeder x-beliebigen Gruppe Orks mit sechs oder mehr Kämpfern gnadenlos niedergemacht, besteht man bald mal auch gegen ganze Horden der grünen Klötze.

Das Handling samt Controls passt tip top, einzig die Kletterpartien können streckenweise etwas unpräzis daherkommen. Was das Schlägereigeschehen angeht, so lässt Shadow of Mordor kaum Wünsche offen. Das Kampsystem überzeugt auf der ganzen Linie, die Reduktion auf Bogen, Schwert und Dolch tut dem Spiel gut.

Etwas Schade fand ich das Gratisticket zum Duellerfolg, welches Monolith wohl aus Versehen im Kampfsystem untergebracht hat. Dreieck- und Rund-Button-Kombination (auf PS4) wird in jedem Gefecht für Ruhe und Ordnung sorgen. Einzig die ganz brutalen Gegner (bis man Techniken erlernt, wie man mit diesen umgehen kann) sind davon nicht betroffen. Geht es aber darum, einen Captain oder Warchief zu vernichten, ist die fortwährende Betätigung der oben besprochenen Tastenkombination ein garantierter Weg zum Sieg. Talion wird sowohl Angriffe (auch von rundherumstehenden Gegnern) blocken, als auch das Hauptziel fortwährend per Spiritstrike lähmen und schwächen, bis er irgendwann zum finalen Schlag ausholt.

Der Nebel der Welten verbirgt den Tod

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Die Präsentation ist stimmig und gut gelungen. Talion bewegt sich elegant, egal ob auf Schleichfahrt oder im Kampfgetümmel. Die fantastische Welt von Mordor zeigt sich von ihrer anmutig-düstersten Seite und bietet schöne Weitsicht. Es gibt viele Details in der kargen lebensfeindlichen Welt voller tödlicher Gegner, wo Ghouls und Uruks wie oben bereits erwähnt noch zu den harmlosen Widersachern gehören. In den Tiefen der Höhlen und manchmal mitten am hellichten Tag irgendwo in einer Erdsenke warten noch ganz andere Monster nur darauf, bis Talion vorbeisemmelt, um ihn in den Boden zu stampfen oder anderswie in den ewigen Jagdgründe zu schicken.

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Eine Augenweide sind die Anführer, welche man ellenlang im entsprechenden Menü begutachten darf. Tolle Animationen und Sprecher runden das gelungene Gegnerbild ab, insbesondere die Uruk-Captains und das höhere Personal sind absolut fantastisch gemacht, gesprochen und animiert.

Fazit

Shadow Of Mordor aka. Shadow of Mörder ist ohne Zweifel eines der besten Spiele der letzten 10 Jahre. Die einzigartige Verbindung aus Elementen von Assassin's Creed, Action-RPGs und Fantasy-Games macht diesen Titel zu einem ganz besonderen Leckerbissen.

Manche Abstriche in repetitiven Nebenmissionen oder dem einen oder anderen kleinen Glitch vermögen das hervorragende Gesamtbild nicht zu trüben.

Wer Herr der Ringe mag und einer Prise Düsterkeit nicht abgeneigt ist, sollte hier zugreifen. Wer auf Stealth-Klingen-Action steht, kommt hier nicht um einen Kauf herum.


judgementbox
Middle Earth: Shadow Of Mordor
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Positiv
  • Einzigartige Spielwelt
  • Satte Action
  • Glaubwürdige Gegner und originelle Spielsituationen
  • Schöne düstere Präsentation
  • Langzeitmotivation hoch mit cleverem und vielseitigem Upgrade-System
Negativ
  • Teilweise repetitive Nebenmissionen
  • Seltene Glitches
  • Hauptfigur könnte origineller geschrieben und gesprochen sein
Alleine spielen: Sehr gut!
Mit Freunden auf dem Sofa spielen: Gibt's nicht.
Mit Freunden im Internet spielen: Gibt's nicht.
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Middle Earth: Shadow Of Mordor
Erhältlich für PlayStation 3, PlayStation 4, Windows PC, Xbox 360, Xbox One
Von Monolith Productions (Developer), Warner Bros. (Publisher)